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Neue Ideen für ausgediente Militäranlagen

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03 July 2017
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Koblenz erarbeitet im Rahmen von URBACT-MAPS Nutzungsstrategien für das Fort Asterstein

Militärbrachen stellen Städte in der Regel vor hohe ökonomische, ökologische und administrative Probleme. Das URBACT-Projekt MAPS (Military Assets as Public Spaces) widmet sich ehemaligen Militärgeländen und versucht, diese als Teil einer nachhaltigen Stadtentwicklung neuen Nutzungen zuzuführen. Auch die Stadt Koblenz ist am MAPS-Netzwerk beteiligt und entwickelt mit Unterstützung von URBACT neue Herangehensweisen für das Fort Asterstein, eine Militäranlage aus dem 19. Jahrhundert. Neben Koblenz arbeiten unter Federführung der italienischen Stadt Piacenza acht weitere Städte mit ähnlichem architektonischem Erbe und vergleichbaren territorialen Charakteristiken im MAPS-Netzwerk zusammen. Sie tauschen sich bei transnationalen Treffen zu ihren Erfahrungen aus und identifizieren gemeinsam gute Lösungsansätze, die sie an ihre lokalen Bedürfnisse und Erwartungen anpassen. Im Endergebnis wird jede Kommune eine Nutzungsstrategie für ihre Liegenschaft erarbeitet haben.

Preußische Feste mit Unterstützung lokaler Akteure neu gestalten
Das Fort Asterstein, ein Teil der ehemaligen preußischen Großfestung Koblenz, ist für die Stadt ein wichtiges Projekt, das mit Unterstützung des URBACT-Netzwerkes angegangen werden soll.  Das fast 200 Jahre alte Bauwerk ist eins von mehreren über das Stadtgebiet verteilten Festungsanlagen, ihm drohte lange der Verfall. Erste Unternehmungen zum Erhalt und Restaurierung der Anlage gibt es seit 1996.  Als Vorsitzender des „Vereins der Freunde und Förderer des Fort Asterstein“ setzt sich Uwe Diederichs-Seidel ehrenamtlich für den Erhalt des eindrucksvollen Bauwerks ein.  Zudem ist er Stadtrat und Mitglied der Koblenzer URBACT-Arbeitsgruppe. Diese sogenannten „URBACT Local Groups“ werden in jeder URBACT-Netzwerkstadt etabliert. Sie gewährleisten, dass ansässige Akteure ihre Vorstellungen in die Erarbeitung des Stadtentwicklungskonzeptes (im Fall Koblenz der Nutzungsstrategie für die Liegenschaft) einbringen können. Eine erste Sicherung des Gebäudebestands konnte der Verein bereits erreichen, erzählt Diederichs-Seidel. 2016 gelang es der Stadt zudem, eine Förderung von rund zwei Millionen Euro für das Projekt Großfestung Koblenz im Rahmen der Fördermaßnahme Nationale Projekte des Städtebaus einzuwerben. Mit diesen Geldern sollen die Freiräume rund um die Festungsteile Fort Asterstein, Feste Kaiser Franz und Fort Konstantin neu gestaltet werden um sie erlebbar zu machen und besser in das Freiraumsystem der Stadt einzubinden.


Internationale Kooperation treibt Vorhaben voran
Das Ziel der Stadt Koblenz ist es,  mit Unterstützung von URBACT ein Veranstaltungs- und Nutzungskonzept für das Fort zu entwickeln, mit dem sich die Stadt für die Bundesgartenschau 2031 bewerben kann. Neben der lokalen Ebene, bei der die URBACT Local Group eine wichtige Rolle spielt, profitiert Koblenz dabei auch von der transnationalen Dimension: „Die internationale Kooperation im Rahmen von URBACT heizt die Diskussion an und treibt das Vorhaben voran“, so Oliver Hoffmann, zuständiger Mitarbeiter für EU-Projekte bei der Stadt Koblenz. Durch den Blick von Außenstehenden konnte die Stadt neue Perspektiven auf das Projekt gewinnen. Andererseits könne Koblenz bereits auf eine Reihe von erfolgreichen Konversionsprojekten zurückblicken und gebe diese Erfahrungen nun an die Partnerstädte bei MAPS weiter. Hoffmann betont zudem die Bedeutung von URBACT für die Einbeziehung der ehrenamtlichen Arbeit: „Viele Kommunen sehen das Potenzial im Ehrenamt nicht.“ Im Rahmen von URBACT konnte dieses Engagement für das Fort Asterstein innerhalb der „URBACT Local Group“ gut mit der städtischen Arbeit verbunden werden.


Asterstein soll dauerhafter Standort für Kulturveranstaltungen werden
Einzelne Konzerte und Technofestivals haben im Fort Asterstein bereits stattgefunden, zudem wird das Gelände seit Jahren für eine Kinderferienfreizeit genutzt. Nun überlegt die Stadt mit allen beteiligten Akteuren, wie aus der ehemaligen Festungsanlage ein dauerhafter Standort für Kulturveranstaltungen entstehen kann. Dies wäre auch eine positive Entwicklung für den sonst eher ruhigeren Stadtteil Asterstein, so Diederichs-Seidel. Doch dafür muss erst einmal untersucht werden, welchen baulichen Restaurierungsmaßnahmen für eine Nutzung überhaupt nötig sind.


Das MAPS-Netzwerk läuft noch bis zum Frühjahr 2018. Stadtrat Diederich-Seidel hofft aber, die Beziehungen zu den Partnerstädten auch darüber hinaus aufrecht halten zu können, zumindest über das Internet. Interessant wäre aus seiner Perspektive auch ein „Follow-up“, beispielsweise fünf Jahre nach Projektablauf, um zu sehen, was aus den einzelnen Projekten geworden ist. Doch noch ist das Projekt voll im Gange. Das nächste Netzwerktreffen findet dieses Jahr in Telsiai, Litauen statt.


Im Rahmen des URBACT-Informationstages beim diesjährigen Bundeskongress Nationale Stadtentwicklungspolitik in Hamburg stellte Uwe Diederichs-Seidel,  Ratsmitglied der Stadt Koblenz, das Projekt MAPS vor und zeigt die derzeitigen Herausforderungen in seiner Stadt auf.

 

 

 

MAPS - Military Assets as Public Spaces

Beteiligte Städte:
Piacenza, Italien (Lead Partner)
Serres, Griechenland
Varaždin, Kroatien
Szombathely, Ungarn
Telsiai, Litauen
Koblenz, Deutschland
Longford, Irland
Espinho, Portugal
Cartagena, Spanien

Bildnachweis: Freunde und Förderer des Forts Asterstein
Bild Vortrag: DV, Heike Mages