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URBACT-Städte sind Europas treibende Kraft in Richtung Kreislaufwirtschaft

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11 August 2022
Read time: 7 minutes

Ansätze für städtische Kreislaufwirtschaft können helfen, den globalen Temperaturanstieg auf weniger als zwei Grad Celsius zu begrenzen. Dr. Eleni Feleki, Leadexpertin des URGE-Netzwerks, berichtet.

In den vergangenen Jahrzehnten hat die Menschheit zwei wesentliche Grenzen überschritten: Die Weltgemeinschaft verbraucht jedes Jahr 100 Milliarden Tonnen Ressourcen und die Erderwärmung ist um ein Grad Celsius gestiegen.

Der Grad der Erwärmung hängt stark von der Definition des Bezugszeitraums ab, sowie von der zukünftigen Zeitspanne und der Höhe der Treibhausgasemissionen. Von den verschiedenen Treibhausgasemissionen, die durch menschliche Aktivitäten entstehen, trägt Kohlenstoffdioxid am meisten zum Klimawandel bei und der Anteil wird voraussichtlich weiter ansteigen, wenn keine Maßnahmen ergriffen werden. Konkret bedeutet Klimaneutralität bis 2050, dass die europäischen Länder keine Netto-Treibhausgasemissionen mehr verursachen. Dies soll insbesondere durch Investitionen in innovative grüne Technologien und eine grüne Transformation erreicht werden.

Da die Erderwärmung nicht den Anschein macht, sich zu verlangsamen, war das Pariser Klimaabkommen im Jahr 2016 ein Schritt zur Verbesserung klimaschädlicher Prozesse und Verhaltensweisen. Doch selbst wenn alle 194 Länder, die sich im Rahmen des Pariser Abkommens zu Klimaschutzmaßnahmen verpflichtet haben, ihre Versprechen zur Emissionsreduzierung einhalten, wird der Temperaturanstieg in diesem Jahrhundert voraussichtlich dennoch 3,2 Grad Celsius erreichen.

Wir müssen also stärkere Anstrengungen unternehmen, um die globale Erwärmung einzudämmen. Wie das jüngste URBACT City Festival gezeigt hat, sind Städte in ganz Europa dabei, gemeinsam mit wichtigen Interessengruppen und Bürger:innen aktiv zu werden, ihre Politik und ihr Denken zu ändern.

Kreislaufwirtschaft trägt zur Erfüllung der Verpflichtungen des Pariser Abkommens zur Verlangsamung der globalen Erwärmung bei

Es bietet sich uns eine große Chance, nicht nur unsere Klimaziele zu erreichen, sondern auch unsere Wirtschaft zukunftsfähig zu machen: Die Kreislaufwirtschaft. Vorreiter:innen in Sachen Nachhaltigkeit haben damit begonnen, die Kreislaufwirtschaft als Alternative zum traditionellen und immer noch weit verbreiteten linearen Wirtschaftsmodell der Produktion und Nutzung von Gütern und Dienstleistungen zu betrachten, das auf große Mengen billiger, leicht zugänglicher Materialien und Energie angewiesen ist. Die Kreislaufwirtschaft ist ein Produktions- und Konsummodell, bei dem vorhandene Materialien und Produkte so lange wie möglich gemeinsam genutzt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden. Auf diese Weise wird der Lebenszyklus von Produkten verlängert.

In der Praxis bedeutet dies, dass Abfälle auf ein Minimum reduziert werden. Wenn ein Produkt das Ende seiner Lebensdauer erreicht hat, werden seine Materialien nach Möglichkeit in der Wirtschaft weiterverwendet. Sie können immer wieder produktiv genutzt werden und schaffen so weiteren Wert. Die Kreislaufwirtschaft birgt ein großes Potenzial für die Bewältigung der globalen Nachhaltigkeitsprobleme, indem sie die Verwendung von Rohstoffen reduziert und die Materialien so lange wie möglich im Kreislauf hält. Dadurch wird der ökologische Fußabdruck jedes vom Menschen hergestellten Produkts minimiert und somit ein Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels geleistet.

Kreislaufwirtschaft und die Rolle von Städten

Die Rolle von Städten in diesem Übergang zu zirkulären Systemen ist entscheidend. Städte sind Wachstumsmotoren, die Kontrolle und Steuerung benötigen. Sie tragen wesentlich zum Klimawandel bei und sind für bis zu 76 Prozent der Kohlenstoffemissionen verantwortlich. Obwohl sie weniger als zwei Prozent der Erdoberfläche einnehmen, sind sie für 75 Prozent des Verbrauchs natürlicher Ressourcen und für 50 Prozent der weltweiten Abfallproduktion verantwortlich. Andererseits sind Städte auch Magneten für kreatives Potenzial und ermöglichen damit einen gesellschaftlichen Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit im öffentlichen sowie im privaten Sektor. Städte gehören somit zu den wichtigsten Akteur:innen, die die Entwicklung positiv beeinflussen können, indem sie die Kreislaufwirtschaft unterstützen.

Dem Circularity Gap Report zufolge müssen wir eine durchschnittliche Zirkularitätsrate (Anteil der verwendeten materiellen Ressourcen, der aus recycelten Abfallstoffen stammt und somit die Gewinnung von Primärrohstoffen einspart) von etwa 18 Prozent erreichen, um die globale Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen. Bislang liegt diese Rate auf globaler Ebene bei lediglich 8,6 Prozent. Gravierend ist, dass die Zirkularitätsrate auf globaler Ebene im Jahr 2018 bei 9,1 Prozent lag, der Trend ist also rückläufig. Die gute Nachricht: Wir müssen die aktuelle Rate von 8,6 Prozent nur etwa verdoppeln, um die globale Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen. Auf europäischer Ebene ist die Lage etwas besser. Im Jahr 2020 erreichte die Kreislaufwirtschaftsquote in der EU 12,8 Prozent. Das bedeutet, dass fast 13 Prozent der in der EU verwendeten Materialressourcen aus recycelten Abfallmaterialien stammen. Diese Information stammt aus den von Eurostat veröffentlichten Daten zur Kreislaufmaterialverwendungsrate. Im Vergleich zu 2019 ist die Zirkularitätsrate um 0,8 Prozent gestiegen.

Auch wenn die EU im Vergleich zum Rest der Welt gut abschneidet, sind wir immer noch im Rückstand, wenn es darum geht, eine Zirkularitätsrate von durchschnittlich 18 Prozent zu erreichen. Gleichzeitig ist offensichtlich, dass die einzelnen Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich abschneiden. Diese Unterschiede sind nicht nur auf das unterschiedliche Engagement für das Recycling in den einzelnen Ländern zurückzuführen, sondern auch auf eine Reihe anderer Faktoren. Dazu zählen strukturelle Faktoren in den nationalen Volkswirtschaften, der Grad des Verständnisses und des Bewusstseins für das Konzept der Kreislaufwirtschaft, gesetzliche und institutionelle Hindernisse sowie fehlende Infrastruktur. Wie können wir das verbessern?

URBACT-Aktionsplanungsnetzwerke unterstützen den ökonomischen Wandel

Die Kommunalverwaltungen vieler Städte und Gemeinden haben die dringende Notwendigkeit erkannt, ihre Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit zu verbessern und einen Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel zu leisten. Durch die Umsetzung von Strategien für die Kreislaufwirtschaft kommen sie voran, ohne von ihren Verpflichtungen zur Verringerung des Kohlenstoffausstoßes abzuweichen. Angesichts dieses Bedarfs wurden im Rahmen von URBACT III mit dem Projekt-Aufruf vom Januar 2019 ganze 23 Aktionsplanungsnetze finanziert, um Lösungen für gemeinsame städtische Herausforderungen zu erarbeiten. Die Netzwerke brachten Städte und Gemeinden aus verschiedenen europäischen Ländern zusammen, um Erfahrungen auszutauschen und voneinander zu lernen. Alle Netzwerk-Partnerstädte erstellten einen integrierten Aktionsplan und hatten die Möglichkeit, Lösungen in kleinem Maßstab in ihren Städten zu testen. Zwei dieser Netzwerke hatten einen besonders starken Einfluss auf die Förderung der Kreislaufwirtschaft in europäischen Städten: Das eine war das Netzwerk „URGE: Circular building cities“ unter der Lead-Partnerschaft von Utrecht, das andere war „Resourceful Cities“ unter der Federführung von Den Haag.

URGE steht für "circUlaR buildinG citiEs" und ist ein URBACT-Aktionsplanungsnetzwerk für die Kreislaufwirtschaft im Bausektor – einem Großverbraucher von Rohstoffen. In diesem Bereich herrscht ein Rückstand, was die Umsetzung von Grundsätzen der Kreislaufwirtschaft angeht. Deshalb brachte URGE neun Städte aus neun EU-Ländern zusammen: Sie sollten sich gegenseitig bei der Entwicklung integrierter städtischer Strategien inspirieren und voneinander lernen. So unterstützte das Netzwerk die Einführung der Kreislaufwirtschaft in das Bauwesen und konnte so zu nachhaltigen Städten beitragen.

Im Bausektor hat sich schnell gezeigt, dass mit der Gebäudesanierung schnelle Gewinne zu erzählen sind: Denn sie kombiniert eine Steigerung der lokalen Wirtschaftstätigkeit mit einer notwendigen Effizienzsteigerung. Das Baugewerbe ist einer der Bereiche, die den Nährboden für einen Wandel hin zu einer grüneren Wirtschaft bilden. Gleichzeitig besteht ein hoher Bedarf an Infrastrukturen für die Lagerung, Wiederaufbereitung und innovative Nutzung verschiedener Arten von Materialien. Dies gilt nicht nur für Baumaterialien, sondern auch für Materialien aus anderen Industriezweigen: Dies betrifft etwa Elektro- und Elektronikgeräte oder Textilien, bei denen nicht nur große Mengen Abfall anfallen, sondern auch viele Möglichkeiten zur Wiederverwendung von Bauteilen und zur Herstellung neuer, höherwertiger Produkte bestehen (Upcycling).

In diesem Sinne bemüht sich Resourceful Cities, ein Netzwerk von neun Städten aus acht EU-Ländern, um die Entwicklung der nächsten Generation von städtischen Ressourcenzentren. Diese können als Beschleuniger für die positiven wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Auswirkungen der lokalen Kreislaufwirtschaft dienen. Die Zentren ermöglichen Abfallvermeidung, Wiederverwendung, Reparatur und Recycling. Gleichzeitig fungieren sie als Kontaktstellen für Bürger:innen, neue Unternehmen, Forschende und den öffentlichen Sektor, um gemeinsam neue Wege auf lokaler Ebene zu entwickeln, um Ressourcenkreisläufe zu schließen und die Menschen in den Mittelpunkt der Kreislaufwirtschaft zu rücken.

Beide Netzwerke haben die URBACT-Methode und die URBACT-Toolbox genutzt, um interessierte lokale Akteur:innen zur Förderung der Kreislaufwirtschaft zusammenzubringen.

Gute Beispiele aus den Netzwerken URGE: Circular Building Cities und Resourceful Cities

Durch den Austausch von Wissen, die Erarbeitung kleinerer Lösungen, den Entwurf integrierter Aktionspläne etc., haben die Partner:innen der Netzwerke Resourceful Cities und URGE Ergebnisse erzielt, die auch nach dem offiziellen Ende der Netzwerke im August 2022 fortbestehen werden. Die Städte feierten gute Beispiele der Kreislaufwirtschaft bei einer gleichnamigen Session auf dem URBACT City Festival 2022 im Juni in Paris. Hier stellen wir einige davon vor:

Steuerung der Kreislaufwirtschaft: Kopenhagen (DK)

Bei der Kreislaufwirtschaft geht es darum, die Abläufe einer Branche oder eines Prozesses mit denen einer anderen zu verbinden, um innovative Wertschöpfungsketten zu entwickeln. Um dies zu erreichen, brauchen wir einen Ort, an dem wir Materialien aufbewahren, verarbeiten und in etwas anderes umwandeln können, das noch nützlich und wirtschaftlich wertvoll ist. Ein großes Hindernis für die Wiederverwendung von Materialien und Ressourcen sind fehlende Anreize, schwache politische Maßnahmen und uneinheitliche Rechtsvorschriften, die den umfassenden Einsatz von Recyclingprodukten behindern.

Kopenhagen, Partner im URGE-Netz, hat deutlich gemacht, wie wichtig ein operativer und institutioneller Rahmen ist, um innovative Wertschöpfungsketten zu schaffen, Neuerungen in der Wirtschaft anzukurbeln und die Bürger:innen zu sensibilisieren.

Die Stadt regte vier Schlüsselaktionen zur Förderung der Kreislaufwirtschaft im Bausektor an:

1. Erstellung eines Handbuchs über Kreislaufbeschaffung.
2. Unterstützung der nationalen (und internationalen) Gesetzgebung, um die Verwendung von Sekundärmaterialien zu ermöglichen und Anreize dafür zu schaffen.
3. Entwicklung einer Infrastruktur, nicht nur für die Stadt (z. B. städtische Ressourcenzentren), sondern für die gesamte Region.
4. Förderung des Bewusstseins der Bürger:innen durch Stadterneuerungsprojekte im Sinne von urbanen Reallaboren, in denen die Bewohner:innen die Stadtviertel mitgestalten und dabei Ansätze der Kreislaufwirtschaft anwenden.

Städtische Ressourcenzentren: Mechelen (BE)

Seit 2020 hat sich die Stadt Mechelen das Ziel gesetzt, ihren materiellen Fußabdruck bis 2030 um 30 Prozent zu reduzieren. So will die Kommune ihre Klimaziele erreichen und eine wettbewerbsfähige grüne Wirtschaft in der gesamten Region fördern, in der das Wachstum vom Ressourcenverbrauch entkoppelt ist. Mechelen hat beschlossen, sich kurz- und mittelfristig (bis 2030) auf vier städtische Ressourcenzentren zu konzentrieren. Dies geschieht in engem Dialog mit lokalen Akteur:innen sowie durch die Analyse des zirkulären und sozialen Potenzials von städtischen Wertschöpfungsketten für die Entwicklung der Wirtschaft in der Region. Unter diesen vier Ressourcenzentren sind:  

1. Ein Lebensmittelzentrum, in dem verschwendete Lebensmittel gesammelt und an bedürftige Familien weiterverteilt oder umgewandelt werden.
2. Eine Materialbank oder mehrere Zentren für die Wiederverwendung von Baumaterialien.
3. Eine Sammelstelle für Textilien, in der Kleidung und Stoffe (vor allem Alttextilien) gesammelt und zur Wiederverwendung, Überarbeitung oder zum Recycling weitergegeben werden.
4. Ein Gemeinschaftszentrum, das alle verschiedenen Akteur:innen zusammenbringt und Inspiration und Raum für Experimente bietet.

 

 

 

Die Rolle lokaler Behörden bei der Unterstützung von kleinen und mittlerer Unternehmen auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft: Ciudad Real (ES)

Eine sehr selbstverständliche Rolle für lokale Behörden in der Kreislaufwirtschaft ist die Vernetzung verschiedener Parteien zur Zusammenarbeit. Die lokalen Behörden müssen eng mit den Akteur:innen der Industrie zusammenarbeiten, um sie für das sich verändernde Umfeld zu sensibilisieren und Anreize für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zu schaffen. KMUs tragen ihrerseits wiederum dazu bei, die Nachfrage nach Kreislaufprodukten zu steigern.

Die Stadt Ciudad Real, Partner im Netzwerk Resourceful Cities, hat festgestellt, dass die ansässigen Unternehmen, hauptsächlich KMU, dabei unterstützt werden müssen, die Kreislaufwirtschaft und die damit verbundenen Möglichkeiten zu verstehen. Beispiele für Maßnahmen:

1. Lokaler Preis für das Unternehmen mit der besten Kreislaufwirtschaft, um die Akzeptanz der Kreislaufwirtschaft bei den Unternehmern zu fördern.
2. Schulung von Gründer:innen im Bereich der Kreislaufwirtschaft, um zur Gründung neuer Unternehmen beizutragen, die von Anfang an Elemente der Kreislaufwirtschaft einbeziehen.
3. 
Organisation von Hackathons für Gründer:innen aus Ciudad Real, um neue Geschäftsideen zu entwickeln, die sich auf die Lösung von Herausforderungen im Zusammenhang mit der Kreislaufwirtschaft konzentrieren.

Die Rolle der Industrie: Nirgrad d.d.o, Maribor (SE)

Im Rahmen einer „Small Scale Action“ (Aktion im kleinen Maßstab) für das URGE-Netz hat das Versorgungsunternehmen Nigrad d.d.o aus Maribor Mikro-Stadtmobiliar aus recycelten Zuschlagstoffen hergestellt, das als Sitzbank mit Fahrradständer verwendet werden kann.

Bänke in Kombination mit Fahrradständern sind eine stilvolle und praktische Lösung für die Gestaltung eines Stadtparks, der Innenstadt oder der Umgebung von Schulen oder Kindergärten. Alte Bänke werden demontiert und der Beton wird in "grünen" Beton umgewandelt, der in den neuen Bänken verwendet wird. Es werden außerdem wiederverwendbare Holzteile und die Verwendung von Metallschrott getestet.

 

URBACT-Städte und -Gemeinden sehen bereits positive Auswirkungen ihrer Maßnahmen zur Kreislaufwirtschaft: Oppeln (PL) und Kavala (EL)

Die Stadt Oppeln, Partner im Netzwerk Resourceful Cities, eröffnete ein Urban Resource Centre (URC) in einem leerstehenden Ladengebäude im Stadtzentrum. Hauptziel des URC war es, einen zentralen Raum zur Förderung von Ressourcenreduzierung, Wiederverwendung und Reparatur zu schaffen. Zudem sollten das Bewusstsein und die Beteiligung der Bürger:innen an der Kreislaufwirtschaft erhöht werden. In einem Monat wurden 7,1 Tonnen Ressourcen in das Zentrum gebracht und 6,4 Tonnen Ressourcen zur Wiederverwendung entnommen. Insgesamt wurden 7200 Besucher:innen gezählt. Die Gemeindeverwaltung hat außerdem zwei nationale Preise für innovative Kommunalverwaltung im Zusammenhang mit dem ReUse-Shop gewonnen. Nun sollen die Dienstleistungen um ein Reparatur-Café für elektronische Geräte erweitert und ein Standort für die Wiederverwendung und Reparatur von Sperrgut gesucht werden.

Die Stadtverwaltung von Kavala in Nordgriechenland ist Partner im URGE: Circular Building Cities Netzwerk. Aufbauend auf den Erfahrungen, die im URBACT-Netzwerk Making Spend Matter gesammelt wurden, wollte Kavala das Thema der öffentlichen Auftragsvergabe im Bausektor unter dem Blickwinkel der ökologischen und wirtschaftlichen Dimensionen der Nachhaltigkeit und der Kreislaufwirtschaft untersuchen.

Die städtischen Dienststellen arbeiteten in einem partizipativen und integrierten Ansatz mit Ministerien, regionalen Behörden, lokalen Marktteilnehmer:innen, der Wissenschaft und der Technischen Kammer Griechenlands zusammen. Letztere spielt auf nationaler Ebene eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, technische Spezifikationen für die Wiederverwendung von Baumaterialien vorzuschlagen und Vorschriften zu beeinflussen. Schließlich erarbeiteten sie eine Ausschreibung für die Instandsetzung der Zufahrt zu einem ländlichen Straßennetz, unter Verwendung von Sekundärmaterialien. Kavala ist nun bereit, die Ausschreibung zu veröffentlichen, die Kriterien der Kreislaufwirtschaft enthält. Dies ist ein großer Schritt, um auf nationaler Ebene ein Umdenken zu bewirken und Alternativen zur herkömmlichen, linearen Praxis in Betracht zu ziehen.

Der Blick in die Zukunft: Das lokale Erbe von URBACT

Mit den beschriebenen Netzwerken hat es URBACT möglich gemacht, 18 europäische Städten in Kontakt zu bringen, die Erfahrung mit Lösungen für die Kreislaufwirtschaft haben.

URGE und Resourceful Cities haben vereinbart, auch nach dem offiziellen Ende ihrer URBACT-Netzwerke weiter zusammenzuarbeiten. Die Partner:innen beider Netzwerke werden sich weiterhin online treffen, um gemeinsame Lösungen zu finden und ihre integrierten Aktionspläne umzusetzen. Die Finanzierung wird eines der wichtigsten Themen für alle Städte sein. Es wurde eine solide Grundlage geschaffen, um die angestrebten Ergebnisse zu erreichen. Am wichtigsten ist, dass die Partner:innen beider Netzwerke die Bedeutung eines integrierten, partizipativen Ansatzes anerkennen. Sie suchen jetzt nach Möglichkeiten, ihre lokalen URBACT-Gruppen am Leben zu erhalten und die Netzwerke weiter auszubauen. Dafür gibt es mehrere Ideen, zum Beispiel, indem die jeweilige lokale URBACT-Gruppe in das Ökosystem der Lokalverwaltung eingebettet wird. Beide Netzwerke sind auch bestrebt, über ihre Projektgrenzen hinaus Wirkung zu erzielen.

Utrecht, Lead Partner des URGE-Netzwerks, organisierte im Juli 2022 eine politische Veranstaltung, bei der die lokalen URGE-Koordinator:innen, die für die Entwicklung integrierter Aktionspläne in jeder der neun Partnerstädte verantwortlich zeichneten, die Politiker:innen aufforderten, bis 2050 oder noch früher Kreislaufstädte zu werden. Die Koordinator:innen der lokalen URBACT-Gruppen unterzeichneten eine Liste von URGE-Empfehlungen und betonten die Notwendigkeit, diese den verschiedenen Regierungsebenen - lokal, regional, national und europäisch - und anderen relevanten Akteur:innen vorzulegen. Dafür organisiert der Leitpartner von Resourceful Cities, Den Haag, derzeit einen politischen Runden Tisch, der zeitgleich mit der Europäischen Woche der Regionen und Städte im Oktober 2022 in Brüssel stattfinden soll. Dies soll mit einem Studienbesuch in einem der neuen städtischen Ressourcenzentren verbunden werden, der Impact Factory in Mechelen.

Die Teilnahme an den URBACT-Netzwerken URGE: Circular Building Cities und Resourceful Cities war eine wirklich wertvolle, herausfordernde und lohnende Erfahrung für alle Beteiligten. Es sind wertvolle Beziehungen entstanden, und auch wenn die Netzwerke offiziell zu Ende gehen, wird ihre Arbeit sowohl unabhängig voneinander als auch gemeinsam weitergehen, während sich die Städte für ein inklusives, faires und nachhaltiges Konsum- und Produktionssystem einsetzen.

Interessieren Sie sich für Klimaschutzmaßnahmen und andere Ergebnisse des URBACT City Festivals 2022? Sehen Sie sich hier alle Präsentationen und Aufzeichnungen an, einschließlich der Podiumsdiskussion über die Rollen von Städten in der Klimakrise.

Der Artikel basiert auf dem aus dem Englischen übersetzten Artikel „URBACT cities are driving Europe’s acceleration towards a circular economy“ von Eleni Feleki. Übersetzung von Maximiliane Elspaß.