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URBACT-Netzwerk CityMobilNet: Gemeinsam für eine nachhaltige städtische Mobilität

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07 August 2018
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Interview mit Olaf Lewald von der Stadt Bielefeld zum URBACT-Netzwerk CityMobilNet

Im Zentrum des URBACT-Netzwerkes CityMobilNet stand urbane Mobilität und die Fragestellung, wie Städte mit dem wachsenden Treibhausgas-Ausstoß oder chronischen Verkehrsstaus umgehen. Die Teilnehmerstädte begegneten diesen Herausforderungen mit nachhaltigen städtischen Verkehrskonzepten. Lead Partner war die Stadt Bielefeld. Olaf Lewald, Referent des Dezernenten für Wirtschaft, Stadtentwicklung und Mobilität sowie EU-Beauftragter der Stadt Bielefeld zieht im Interview rückblickend Bilanz und erzählt über Ziele, Mehrwert und Erkenntnisgewinn seiner Stadt mit URBACT.

Mit welcher Ausgangssituation sind Sie in das URBACT-Netzwerk gestartet? Was war die Motivation und Zielstellung, bei URBACT mitzuwirken?

Die Stadt Bielefeld fühlt sich einer nachhaltigen und integrierten Stadtentwicklung verpflichtet. Die Globalisierung hat wichtige Auswirkungen auch auf die kommunale Ebene. Bürger und Unternehmen werden weltoffener und mobiler und gleichzeitig ziehen immer Menschen in die Städte. Das bringt neue und enorme Herausforderungen für die wachsenden Städte mit sich.

Mobilität ist essentieller Bestandteil unseres täglichen Lebens und sie wird einen wichtigen Anteil an der weiteren Entwicklung unserer Stadt haben, damit Bielefeld auch in Zukunft eine dynamische und florierende Stadt mit hoher Lebensqualität bleiben kann. Der bevorstehende Wandel im Mobilitätssektor wird auch in Bielefeld nicht bei der Ablösung fossiler Antriebe haltmachen, sondern weit darüber hinausgehen. Da es keine Einheitslösungen für alle Städte gibt, war und ist für Bielefeld klar, Lösungen im Erfahrungsaustausch mit anderen europäischen Städten zu finden. Die Offenheit für neue Ansätze und die Neugier auf neue Strategien bilden die Grundlage für eine zukunftsorientierte und lebenswerte Stadt und hierfür bildet die Ausrichtung des URBACT-Programms, das die großen Zukunftsfragen wie Klimawandel, wachsende Einwohnerzahlen, ökonomische und soziale Veränderungen einbezieht, aus Sicht der Stadt Bielefeld eine ideale Basis.

Inwiefern konnten Sie vom europäischen Austausch mit den anderen Städten profitieren?

Die Stadt Bielefeld hat in verschiedener Hinsicht vom europäischen Austausch mit anderen Städten profitiert, darunter durch das Aufzeigen von Lösungen bei ähnlichen Problemstellungen in anderen Städten, direkte Inputs von anderen Städten zu den eigenen Herausforderungen, das Lernen von anderen Planungsansätzen und -kulturen und unterschiedliche Sicht und Zielsetzung zu einer gemeinsamen Aufgabe.

Was würden Sie einer Stadt raten, die sich im nächsten Call für ein Aktionsplanungsnetzwerk bewerben möchte?

Ich würde raten, das Problem genau zu definieren und dann zu schauen, ob dieses Problem ein europaweites Problem ist oder zumindest von vielen anderen Mitgliedsstaaten geteilt wird. Ebenso würde ich schauen, ob die Problemstellung zu URBACT und seinen Programmzielen passt. Daraus lassen sich dann Ziel und Aufgaben für ein Netzwerk und die Antragstellung grob definieren. Die National URBACT Points (NUPs) und die URBACT-Webseite können für die Suche nach möglichen Partnern genutzt werden (i.S.v. wer möchte und könnte gemeinsam an dem Problem arbeiten?). Bei der Partnerwahl sollte sichergestellt sein, dass die Städte bereit sind, engagiert und gemeinsam an dem definierten Problem mitzuarbeiten und an der Erstellung eines Integrated Action Plan (IAP) mitzuwirken.

Aus Sicht der Partnerstädte (also nicht Lead Partner Städte) würde ich empfehlen, mit URBACT und den NUPs in Kontakt zu treten, das eigene Problem und Interesse an einer Partnerschaft darzustellen und um Hilfe zu bitten, einen Lead Partner zu finden, der am gleichen Problem arbeiten möchte. Auch die eigenen Netzwerke zu anderen Städten können genutzt werden, indem diese direkt angefragt werden, ob Interesse an einem Projekt und einer Lead Partner Rolle besteht.

Welchen Mehrwert hatte das URBACT-Programm für die Stadt Bielefeld?

Hier lässt sich vor allem folgender Mehrwert für die Stadt Bielefeld zusammenfassen: 1. Es wurden neue Kenntnisse und Herangehensweisen bezogen auf den Planungsprozess (integrated planning process, co-creation) selbst als auch bezogen auf Instrumente, die dabei genutzt werden können (Problem Tree, Opera, etc), gewonnnen. Dies betrifft sowohl den Mobilitätsbereich als auch übergreifend andere Bereiche. 2. Daneben hat die Stadt Bielefeld von einer breiten Stakeholder-Beteiligung und der gemeinsamen Planung profitiert. Und 3. verfügt die Stadt Bielefeld jetzt über ein Netzwerk an Städten für eine weitere Zusammenarbeit im Mobilitätsbereich und auch darüber hinaus.

Was sind die zentralen Ergebnisse, die Sie im Rahmen von URBACT für die Stadt Bielefeld erreichen konnten?

Im Jahr 2016 beschloss der Rat der Stadt Bielefeld die Entwicklung eines nachhaltigen Mobilitätskonzeptes nach SUMP-Standard. Wesentliche Zielsetzung sollte eine Veränderung des Mobilitätsverhaltens der Bielefelder Bevölkerung sein, um die positiven Effekte der einzelnen Verkehrsarten optimal zu nutzen sowie gesunde Lebens- und Wohnverhältnisse zu gewährleisten. Ziel der Mobilitätsstrategie ist es, ein konsens- und umsetzfähiges Gesamtkonzept zu entwickeln, unter Einbeziehung der verkehrspolitisch relevanten Gruppen und Verbände in Bielefeld. Ebenso soll eine Kommunikations- und Arbeitskultur geschaffen werden, um künftige Planungs- und Entscheidungsprozesse für alle Akteure nachvollziehbar und verbindlich zu machen. Im Zuge des von URBACT geförderten Projekts CityMobilNet wurde in einem Konsultationsprozess mit Bielefelder Akteurinnen und Akteuren ein modernes und nachhaltiges Leitbild für die Entwicklung der Mobilität in Bielefeld bis zum Jahr 2030 erarbeitet.

Wie geht es jetzt weiter?

Das Leitbild der zukünftigen Mobilität ist ein wichtiger Meilenstein, der die strategische Phase abschließt und die Planung auf Maßnahmenebene einleitet. Zur Fertigstellung des Mobilitätsplans sind Maßnahmen auszuwählen, zu priorisieren und zu Maßnahmenbündeln zusammenzufassen, eine Öffentlichkeitsbeteiligung ist zu konzipieren und durchzuführen, ein Monitoring- und Evaluationskonzept zur Fortschrittskontrolle ist zu erstellen sowie ein Aktionsplan mit Arbeitsschritten und Budgetplanung. Nach Verabschiedung des Mobilitätsplans durch den Rat der Stadt Bielefeld kann die Umsetzung der Maßnahmen erfolgen.

 

CityMobilNet

Lead Partner: Bielefeld
Lead Experte: Claus Köllinger
Weitere Netzwerkpartner: Burgos (Spanien), Braga (Portugal), Morne-à-l’Eau (Frankreich), Aix Marseille Provence (Frankreich), Palermo (Italien), Südöstliche Region von Malta (Malta), Agii Anargyri Kamatero (Griechenland), Zadar (Kroatien), Slatina (Rumänien), Straßen und Grünanlagenmanagement Danzig (Polen)
Netzwerktyp: URBACT Aktionsplanungsnetzwerk
Laufzeit Umsetzung: Mai 2016 bis Mai 2018
http://urbact.eu/citymobilnet