Space4People: Die Nutzung des öffentlichen Raums verbessern
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12 December 2019Interview mit Olaf Lewald von der Stadt Bielefeld zum URBACT-Netzwerk Space4People
Das Auto nimmt in europäischen Städten nach wie vor großen Platz ein – und das nicht nur, wenn es fährt, sondern auch, wenn es parkt. Das von der Stadt Bielefeld federführend koordinierte URBACT-Projekt Space4People hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, die Nutzung des öffentlichen Raums aus der Verkehrssicht zu analysieren und zu optimieren. Dabei stehen die eher „stiefmütterlich“ behandelten Bereiche des Verkehrs im Vordergrund, die aber gleichzeitig einen großen Einfluss auf die Nutzung öffentlichen Raums haben: Plätze, Fußwege und Umsteigepunkte des öffentlichen Nahverkehrs. Deren Qualität, Ausgestaltung und Nutzungsformen sollen deshalb bei Space4People verbessert werden. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Optimierung von Parkraummanagement. Olaf Lewald, Leiter des Amts für Verkehr in Bielefeld, erzählt im Gespräch, warum dieses Thema für Bielefeld so relevant ist, und was er sich von der URBACT-Teilnahme erwartet.
Mit welcher Ausgangssituation ist Bielefeld in das URBACT-Netzwerk gestartet? Was waren die Herausforderungen?
Das war eine Kombination von verschiedenen Faktoren: Zum einen möchten wir den öffentlichen Raum in Bielefeld besser für die Menschen gestalten, die sich dort tagtäglich bewegen und aufhalten, und auch die derzeitigen Nutzungsarten hinterfragen. Außerdem haben wir die Herausforderung, den wachsenden Verkehr, und insbesondere dem Pkw-Verkehr, effektiv so zu steuern, dass mehr Menschen nachhaltige Verkehrsmittel nutzen. Und nicht zuletzt wollten wir auf den guten Erfahrungen aus dem Vorgänger-URBACT-Projekt CityMobilNet aufbauen. Das hat uns nämlich gezeigt, wie bereichernd es ist, mit Städten aus verschiedenen Ländern und Hintergründen an einem gemeinsamen Problem zu arbeiten.
Welche Ziele möchte Bielefeld im Rahmen von URBACT erreichen?
Die Stadt Bielefeld hat sich mit dem 2019 beschlossenen SUMP (Sustainable Urban Mobility Plan – Nachhaltiges Verkehrskonzept) das Ziel gesetzt, den Anteil des Autoverkehrs in Bielefeld bis 2030 von heute 51 Prozent auf 25 Prozent zu senken. Dabei betrachten wir nicht nur den fließenden Autoverkehr, sondern auch den ruhenden – also das Parken. Die Optimierung von Parkraummanagement zur besseren Verwendung öffentlichen Raums für Parken wird daher eine ganz wesentliche Rolle bei der Reduzierung des Autoverkehrs spielen. Damit einhergehende Veränderungen können wir nur in einem gesamtgesellschaftlichen Dialog herbeiführen. Diesen Dialog möchten wir gerne in der lokalen Arbeitsgruppe anstoßen, die wir im Rahmen von URBACT aufgebaut haben (URBACT Local Group). Diese Dialogplattform hat sich schon bei der Entwicklung des SUMP als sehr hilfreich erwiesen.
Wie ordnet sich die Teilnahme am URBACT-Netzwerk in eine gesamtstädtische Strategie ein?
Das angesprochene Parkraummanagement, das wir mit Space4People angehen, integriert sich auch in die Projekte der Stadt Bielefeld zur emissionsfreien Innenstadt und ist zudem in den Zielen des nachhaltigen Verkehrskonzeptes (SUMP) aus dem Vorgänger-URBACT-Projekt CityMobilNet enthalten.
Welchen Mehrwert erhofft sich Bielefeld vom europäischen Austausch mit den anderen Städten?
Vor allem neue Ideen, Prozesse und Methoden kennenzulernen. Außerdem schafft es definitiv einen Mehrwert und Synergien, gemeinsam mit anderen Kommunen an gleichartigen Problemen zu arbeiten, vergleicht man es mit der Einzelarbeit jeder Stadt für sich selbst. Außerdem erhoffen wir uns eine verstärkte Nutzung von integrierten Planungsprozessen, wie sie unter anderem mit CityMobilNet in Bielefeld eingeführt wurden. Auf die lange Sicht erhoffe ich mir eine gute Kooperation mit allen Netzwerkstädten von Space4People und dass das positive Image der Stadt Bielefeld als Akteur der nachhaltigen Stadtentwicklung im EU-Umfeld gestärkt wird.
Worauf freuen Sie sich angesichts der startenden Netzwerkarbeit am meisten bzw. was sind mögliche Schwierigkeiten, die aufkommen könnten?
Vor allem freue ich mich auf die Zusammenarbeit mit den Städtepartnern und auch auf die Gestaltung des gemeinsamen Wegs in unserer Rolle als federführender Partner. Auch die Arbeit innerhalb unserer lokalen Gruppe (URBACT Local Group) in Bielefeld wird uns voranbringen. Dabei steht dann vor allem der integrierte Aktionsplan im Vordergrund. Als mögliche Herausforderungen sehe ich die erfolgreiche Einbindung aller Nutzerinnen und Nutzer bei der Analyse und Verbesserung öffentlicher Räume. Auch die Öffentlichkeit für das Themas Parken zu sensibilisieren ist eine spannende Angelegenheit. Zudem gilt es, mit den teils unterschiedlichen Geschwindigkeiten der verschiedenen Partner in der Projektumsetzung umzugehen.
Bildnachweis: Oben: Der Platz Kesselbrink in Bielefeld heute, früher war dort ein großer Parkplatz © Stadt Bielefeld / Mitte: Olaf Lewald © privat / Unten: Norditalienische Fußgängerzone © ReVeaL
Netzwerk: Space4People
Typ: Aktionsplanungsnetzwerk
Lead Partner: Bielefeld (DE)
Lead Experte: Claus Köllinger
Weitere Partner: Arad (Rumänien), Badalona (Spanien), Guia de Isora (Spanien), Nazaré (Portugal), Panevezys (Litauen), Saint Germain en Laye (Frankreich), Serres (Griechenland), Turku (Finnland) , Valga (Estland)
Weitere Informationen: www.urbact.eu
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