Mit dem URBACT „Good Practice Call“ Ihre Stadt europaweit promoten!
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03 February 2017Als Stadtplaner hat man wahrscheinlich eine Reihe von Ideen parat, die als “Good Practice” der Stadtentwicklung gelten können. Vermutlich bemessen sich diese vorrangig nach der Projektgröße sowie dem Innovations- und Exzellenzgrad. URBACT ist jedoch davon überzeugt, dass sich in Ihrer Stadt eine ganze Reihe an „versteckten“ erfolgreichen kleineren Praxisbeispielen finden, die auch andere Städte interessieren könnten. In Städten besteht ein großer Bedarf an praktikablen und übertragbaren Modellen der Stadtentwicklung, die interessante Lösungsansätze bieten könnten, gerade angesichts ihrer aktuellen Herausforderungen: Dazu zählen der demographische Wandel, anhaltende Klima- und Umweltbelastungen, Arbeitslosigkeit oder Armut. Praxisbeispiele dazu gibt es bereits in allen Facetten, Größenkategorien und Themen. Es ist deshalb eine interessante Alternative, Methoden und Ansätze von Kollegen aus anderen Städten kennenzulernen, diese anzupassen und zu übernehmen - ohne gleich das Rad neu zu erfinden, sind doch die Ressourcen in Stadtverwaltungen und städtischen Agenturen oft knapp. Dieser Artikel erklärt die Ziele des Good-Practice-Calls von URBACT. Er erläutert, welchen Vorteil Ihre und andere Städte aus diesem neuen Ansatz des Erfahrungsaustausches ziehen können.
Was versteht URBACT als Modell “guter Praxis” in der Stadtentwicklung?
URBACT versteht unter einem Beispiel guter Praxis nicht nur ein Beispiel das „gut“ ist, sondern auch nachweislich funktioniert (belegt durch Evaluationsergebnissen). Zudem sollte es das Potential zu einem Modellprojekt haben, sodass viele andere Städte dieses Gute Beispiel auf den eigenen Kontext übertragen können.
Das Praxisbeispiel muss zudem die Grundlagen des URBACT-Programmes berücksichtigen. Das heißt, es sollte eine nachhaltige lokale Entwicklung gewährleisten und somit zu einer lebenswerten Umwelt in den Städten beitragen. Inhaltlich gibt es wenige Einschränkungen und der Call setzt kein Spektrum an bestimmten Themen voraus. Die Praxisbeispiele sollten die zentralen Probleme und Herausforderungen europäischer Städte aufgreifen und Lösungsvorschläge anbieten. Diese können von städtischer Mobilität über die Integration von Migranten reichen, bis hin zur Verbesserung der Luftqualität oder der Schaffung von Arbeitsplätzen. Insofern möchte URBACT die Probleme ihrer Städte kennenlernen – unabhängig von einem thematischen Fokus.
Die Beispiele müssen jedoch stellvertretend für den von URBACT vertretenen integrierten Ansatz der Problembewältigung stehen. Dieser verbindet soziale, ökonomische und ökologische Themen miteinander. Dieser Ansatz wurde bereits in der Pilotphase der Transfernetzwerke angewandt. Die bereits in der vergangenen Förderperiode durchgeführten Pilotprojekte zeichneten sich durch ein breites Beteiligungsverfahren aus. So konnten die Projekte an den Bedürfnissen der Bevölkerung vor Ort ausgerichtet werden. Ziel sollte es sein, die Akzeptanz und den Grad der Zusammenarbeit zu stärken. Gleichzeitig gilt es, relevante Entscheidungsträger verschiedener lokaler Behörden sowie von regionaler und nationaler Ebene einzubinden. Ein gelungenes Beispiel dafür, wie mit der Beteiligung lokaler Akteure kreative urbane Lösungsansätze entwickelt wurden, hat die griechische Stadt Syrakus mit ihrem Projekt Genius:Open vorgelegt.
Übertragbarkeit als Schlüsselelement
Die Übertragbarkeit der Praxisbeispiele ist ein wichtiges Anliegen für URBACT. Die im Herbst 2017 startenden Transfernetzwerke sollen als Vehikel dienen, um die zahlreichen gesammelten Projekterfahrungen auf andere Städte zu übertragen. Der Projektaufruf verfolgt nicht das Ziel, prestigeträchtige „Leuchtturmprojekte“ auszumachen, die nur mit vielen Mitteln der öffentlichen Hand oder speziellen legislativen und administrativen Rahmenbedingungen umgesetzt werden können. Gesucht werden vielmehr interessante Projekte und Entwicklungsansätze, die leicht von anderen Städten übernommen werden können.
Die Erfahrungen bisheriger URBACT Projekte zeigen, dass der Erfolg beim Übertragen von Modellen nicht auf einer einfachen „Kopie“ des Originals basiert. Vielmehr basiert der Transferansatz auf einer 3-stufigen Analyse. Es gilt, sich zunächst intensiv mit dem Projekt auseinanderzusetzten: Welche Basis bietet sich in der eigenen Stadt? Welche Änderungen müssen am Modellprojekt durchgeführt werden, damit die Anwendung auf den eigenen Kontext erfolgreich durchgeführt werden kann? Im dritten Schritt erfolgt dann der eigentliche Transferprozess, der als „Umnutzung“ bezeichnet werden kann. Mit einem Indikatoren-basierten Monitoring und einem Evaluationsprozess sollen schließlich Erfolg oder Fehlentwicklung gemessen werden.
URBACT hat bereits viel Erfahrung darin, Modelle der Stadtentwicklung auf andere Städte zu übertragen. Beispielhaft sei die spanische Stadt Mollet del Vallès genannt, aus dem Pilot-Transfernetzwerk Diet for a Green Planet. Die Kommune orientierte sich an der Road Map der schwedischen Stadt Sodertalje. Letztere etablierte für Kindergarten-Kantinen eine städtische Ernährungs-Politik, die sich durch reduzierten Fleischkonsum, die Nutzung regionaler und saisonaler Produkte sowie die Einstellung eigener Köche auszeichnete. (Video)
Projektbeispiel aus Deutschland: TUTUR
Ein deutsches Beispiel eines URBACT-Pilotprojektes ist das Projekt TUTUR. Die Hansestadt Bremen war an diesem Projekt als Ideengeber beteiligt. Das Projekt beschäftigte sich mit Zwischennutzungskonzepten und lokale Strategieansetze zur Wiederbelebung leerstehender Gebäuden. In Bremen wurde des durch die ZwischenZeitZentrale koordiniert. Im Laufe des Projektes gelang es, Planungskonzepte unter Einbindung der örtlichen Bevölkerung auf andere Städte zu übertragen. Zum finalen Abschlussbericht und der Kurzpräsentation.
Als Hilfestellung für das Übertragen von Praxisbeispielen startet URBACT im Herbst 2017 einen neuen Projektaufruf für spezielle Transfernetzwerke. Somit können einige der ausgewählten URBACT-Good-Practice-Städte Teil eines europäischen Erfahrungs- und Lernaustausches werden.
Einzigartige Chance die eigene Stadt auf einer europäischen Plattform zu promoten
“Peer to Peer“-Ansätze sind ein erfolgreiches Mittel, um das eigene Handeln zu hinterfragen und zu verbessern – doch gibt es weitere gute Gründe, Beispiele der guten Praxis zu beschreiben. Ihrer Stadt bietet sich die Möglichkeit, europaweit über ihre erfolgreiche Arbeit vor Ort zu berichten und deren Ruf anhand dieses europäischen Netzwerkes zu steigern. Die Darstellung erfolgreicher Arbeit in der Stadtverwaltung könnte zudem für Bürgermeister und Stadträte hilfreich sein, um die Stadt neu zu positionieren und neue Finanzierungsquellen für kommende Projekte zu generieren.
Als zentrales Element der Öffentlichkeitsarbeit plant URBACT ein hochrangiges “Showcase Event”. Dieses wird voraussichtlich Anfang Oktober 2017 in Tallin stattfinden. Es bietet allen ausgewählten „Good Practice“-Städten die Möglichkeit, sich über ihre Ansätze auszutauschen und Partner für mögliche neue Projekte zu finden. Good-Practice-Städte können als Lead Partner am kommenden Projektaufruf für Transfernetzwerke teilnehmen. Damit haben sie die Chance, ihren erfolgreichen Stadtentwicklungsansatz zu übertragen. Gleichzeitig können sie das eigene Projekt weiterentwickeln, die Zusammenarbeit mit ihren Akteuren vor Ort festigen und ihr Projekt europaweit bekannt machen.
Weitere Informationen zum Call finden Sie auf der Homepage von URBACT: „Good Practice Call“
Den englischen Originalartikel von Adele Bucella finden Sie hier.
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