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Interview: München will mit URBACT die Kreislaufwirtschaft im Bausektor etablieren

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20 November 2019
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Vor etwa einem Monat fiel beim Kick-Off-Meeting in Utrecht der Startschuss zum URBACT-Aktionsplanungsnetzwerk URGE (circUlaR buildinG citiEs). Kristina Frank vom Kommunalreferat der bayerischen Landeshauptstadt berichtet im Interview, mit welchen Zielen München in das URBACT-Netzwerk geht.  

Mit welcher Ausgangssituation sind Sie in das URBACT-Netzwerk gestartet? Was ist die Herausforderung in Ihrer Stadt?

Die Landeshauptstadt München hat 2007 die ehemalige Bayernkaserne im Münchner Norden erworben, ein Areal mit einer Größe von rund 50 ha, bebaut mit ca. 60 vormals militärisch genutzten Gebäuden. Es ist geplant, die Gebäude vollständig zu beseitigen und ein neues Gebiet mit ca. 5.000 Wohnungen zu schaffen. Für diesen Umbauprozess wurde ein Recycling-Konzept erarbeitet, um möglichst viel vom anfallenden Abbruchmaterial und vom Bodenaushub vor Ort aufzubereiten und anschließend als Sekundärrohstoff beim künftigen Neubau wieder einzusetzen. Im Jahr 2018 wurde dieser Vorschlag erstmals dem Münchner Stadtrat vorgestellt. Das Konzept ist Anlass und Kernstück unserer Bewerbung beim URBACT-Projekt. Die Herausforderung besteht darin, kurz- und mittelfristig alle beteiligten stadtinternen und externen Akteure, wie beispielsweise Bauträger, Firmen, Projektentwickler, Abbruchunternehmen, Architekten etc., über dieses Recycling-Projekt in der Bayernkaserne zu informieren, um sie schließlich zur Mitwirkung zu animieren.

Um was geht es generell in dem URBACT-Netzwerk, an dem Sie teilnehmen?

Grundsätzlich geht es darum, die Vorgaben des Kreislaufwirtschaftsgesetzes im Bausektor konsequent umzusetzen bzw. Möglichkeiten zu eruieren, sogar über diese hinauszugehen. Ziel ist es, die Circular Economy im Bausektor in Kommunen, Regionen und Städten zu etablieren. Die Beteiligung am Projekt gibt uns die Chance, dieses Thema für unsere städtischen Baumaßnahmen im Rahmen eines europaweiten Städtenetzwerkes weiter voranzubringen. Unter der Leitung der niederländischen Stadt Utrecht werden sich Expertinnen und Experten der Landeshaupt München in den kommenden Jahren u.a. mit Kolleginnen und Kollegen aus den Städten Riga (Lettland), Prato (Italien), Kopenhagen (Dänemark), Granada (Spanien), Kavala (Griechenland) und Maribor (Slowenien) intensiv zum Recycling von Baustoffen austauschen.

Welche Ziele möchten Sie im Rahmen von URBACT speziell für Ihre Stadt erreichen?

Unser erstes Ziel ist die erfolgreiche Durchführung des Recycling-Projekts in der Bayernkaserne. Des Weiteren soll das Projekt als Vorbild bei der Durchführung der Kreislaufwirtschaft bei allen künftigen Abbruch- und Bauprojekten der Landeshauptstadt München dienen. Die Ziele sollen unter anderem durch die Arbeit in der URBACT Local Group (ULG) erreicht werden. Diese wird in den nächsten Monaten konstituiert und soll sich aus allen relevanten lokalen Stakeholdern zur Kreislaufwirtschaft im Bausektor zusammensetzen.

Wie ordnet sich die Teilnahme am URBACT-Netzwerk in eine gesamtstädtische Strategie ein? Gibt es schon langfristige Pläne zur Umsetzung des „Integrated Action Plans“, den Sie im Rahmen von URBACT erarbeiten werden?

Vor dem Hintergrund des Pariser Klimaschutzabkommens im November 2015 und des Klimaschutzplans 2050 der Bundesregierung hat der Münchner Stadtrat am 27. September 2017 seine bisherigen Klimaschutzziele überprüft und neu definiert: Demnach soll München bis 2050 klimaneutral werden - bis dahin sollen nur noch 0,3 t pro Einwohner im Jahr Treibhausgase ausgestoßen werden. Das URBACT-Projekt soll dieses Ziel unterstützen. Das Pilotprojekt in der Bayernkaserne soll auch Unternehmen und andere Kommunen zum Mitmachen bewegen.

Welchen Mehrwert erhoffen Sie sich vom europäischen Austausch mit den anderen Städten?

Die Landeshauptstadt München verfügt bislang über wenig Erfahrung auf dem Gebiet der Kreislaufwirtschaft im Bausektor. Deswegen geht es darum, von den Erfahrungen und Ideen anderer Städte zu profitieren und diese Erkenntnisse sodann an weitere relevante lokale Akteure weiterzugeben. In dem sehr vielseitigen Thema steckt großes Potenzial, so dass weitreichende Auswirkungen auf künftige Abläufe in der Bauwirtschaft erhofft werden.

Worauf freuen Sie sich angesichts der startenden Netzwerkarbeit am meisten?

Ich freue ich mich auf den internationalen Austausch, also die jeweiligen Projekte und die Erfahrungen anderer europäischen Städte. Meine Mitarbeiter berichten mir, dass bereits das Kick-Off-Meeting im Oktober 2019 in Utrecht sehr inspirierend war, nicht nur im Bereich Kreislaufwirtschaft im Bausektor, sondern auch in den Bereichen Mobilität, Nachhaltigkeit und modernes Arbeiten.

 

 

 

Netzwerk: URGE (circUlaR buildinG citiEs)
Netzwerktyp: Aktionsplanungs-Netzwerk
Laufzeit: September 2019 - Mai 2022
Lead-Partner: Utrecht (NL)
Weitere Partner: München (DE), Kopenhagen (DK), Prato (IT), Rybnik (PL), Granade (ES), Kavala (EL), Riga (LV), Nigrad dd (SI), Comunidade Intermunicipal do Oeste (PT)

 

Copyright Fotos: Portät Frau Frank (© Robert Haas); Grafik Kreislaufwirtschaft und Foto vom Kick-Off-Meeting in Utrecht (©  Daniel Rank)