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Innovativ, modern, anpassungsfähig – Innenstädte müssen in Bewegung bleiben

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24 October 2019
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Was braucht die Innenstadt von morgen, um ein lebendiger Ort der Begegnung für Bürgerinnen und Bürger zu bleiben? Ein Bericht vom URBAN OFFLINE FORUM in Dortmund.

Von Daria Rochholl

Wie kann eine attraktive, lebendige Innenstadt in Zukunft aussehen? Welche Akteure müssen dafür aktiviert und vernetzt werden? Welche innovativen Strategien braucht es, um den zunehmend digitalisierten Handel auch auf lokaler Ebene zu stärken? Können dabei Synergien aus Online- und Offlinewelt entstehen? All diese Fragen stellten sich die Teilnehmer und Referenten des Urban Offline Forums am 4. und 5. September 2019 in Dortmund. Der Deutsche Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung, bei dem auch der National URBACT Point für Deutschland und Österreich angesiedelt ist, war zum zweiten Mal als Schirmherr und Mitdenker des Formats beteiligt.

Zwei Tage lang diskutierten die Teilnehmer Herausforderungen und Ansprüche, die eine zeitgemäße Gestaltung und Bespielung der Innenstadt ausmachen. Vertreter aus Großstädten, aber auch aus kleinen- und mittelgroßen Gemeinden präsentierten inspirierende Ansätze. Schwerpunktthemen waren die Stärkung von Identität und Regionalität, das Etablieren von flexiblen Geschäftsmodellen und Arbeitsweisen sowie die Rolle von Gastronomie und Nahversorgung durch kurze Wege und städtische Gärten.

Wie können vom Auto dominierte Bereiche in den Innenstädten zurückgewonnen werden? Und wie lassen sich vernachlässigte Naturräume reaktivieren? Die Stadt Siegen zum Beispiel gestaltete neue Stufenanlagen entlang der Uferpromenade der Sieg: Wo vorher der größte Parkplatz der Stadt den Fluss überbaute, ist ein neuer Begegnungsort für die Bevölkerung entstanden. Zudem fand die Stadt neue Wege, um mehr Studenten in die Innenstadt zu holen: Dafür integrierte Siegen Seminarräume und Hörsäle der Universität in das zuvor als Gefängnis genutzte untere Schloss im Stadtzentrum sowie die Mensa ins Kaufhaus Karstadt. Auch der Erfolg des Familienunternehmens „Naschwerk“ ist eine deutliche Botschaft an die Akteure der Immobilienwirtschaft: Die Mischung aus Café, Konditorei und Chocolatier ist mit der Qualität seiner Produkte, zeitgemäßem Design und gutem Service ein Anziehungspunkt für alle Generationen und belebt den Immobilienstandort. Zudem zeigt es, wie wichtig es ist, Vertrauen in kreative, regionale Unternehmen zu setzen und ihnen mit flexiblen, nutzergerechten Verträgen Spielräume für neue, ungewöhnliche Konzepte zu ermöglichen.

Großes Interesse weckte auch das Konzept der „Pop Up“-Geschäftsmodelle, vorgestellt von „Brick Spaces“. Das Unternehmen bietet Produktanbietern in Großstädten temporär Ausstellungsflächen in Läden oder auch in normalerweise leerstehenden Geschäften in der Innenstadt an. Damit haben Einzelhändler die Chance, ihre Waren für eine gewisse Zeit prominent zu präsentieren. Das Modell eines abwechslungsreichen, kleinteiligen Angebots, das sich in Einkaufszentren, Fußgängerzonen oder in klassische Einzelhandelsstrukturen flexibel integrieren lässt, wird zunehmend als ernstzunehmendes Handelskonzept für Innenstädte wahrgenommen (auch beim deutschen URBACT-Partner Altena helfen Pop-Up-Stores, die Innenstadt zu revitalisieren).

Der Einfluss der Digitalisierung auf den Handel spielte in allen Themenrunden eine wichtige Rolle. Auch wenn das große digitale Angebot sich normalerweise eher negativ auf die Frequenz in den klassischen Fußgängerzonen auswirkt, stellten die Teilnehmer fest, dass es auch eine vorteilhafte Verbindung gibt: Denn Geschäfte funktionieren zunehmend als „Showroom“ für Online-Produkte und locken mit Events und auffälligem Design Besucher an. Gleichzeitig bieten Stadtfeste, Festivals und andere Veranstaltungen der Stadtbevölkerung vielfältige Möglichkeiten zum Erleben der Innenstadt. Diese erlangt dadurch wiederum mediale Aufmerksamkeit und kann mit Imagekampagnen ein positives Bild nach außen vermitteln.

Die Zukunft der Innenstadt kann somit als eine Mischung aus Online- und Offlinewelt gesehen werden, in der sich die Akteure und Nutzer auf kreative und innovative Handelsangebote einstellen und die mehr denn je verlangt, interdisziplinär und mutig zusammenzuarbeiten. Die Innenstadt muss auch in Zukunft ein vielfältiger, integrierender Ort sein, der eine große Bandbreite an Nutzern anspricht.

Mehr Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier. Das nächste URBAN OFFLINE FORUM wird am 17. und 18. Juni 2020 in Osnabrück stattfinden.

Copyright Foto: URBAN OFFLINE FORUM