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Ihre Stadt im Europavergleich: Plattform mit städtischen Daten

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05 May 2017
Read time: 4 minutes

Eines der Hauptziele der Urbanen Agenda für die EU ist es, die Wissensgrundlage und das Erfassen vergleichbarer und zuverlässiger Daten über städtebauliche Themen zu verbessern. Dies würde das Monitoring und die Vergleichbarkeit der europäischen Städte erheblich erleichtern und die Einbindung der Bürger in die Diskussion urbaner Themen fördern. Die Europäische Kommission hat in diesem Rahmen eine Plattform für städtische Daten („UDP - Urban Data Platform“) entwickelt. Diese bündelt allgemeingültige Indikatoren zu Lage und Trends in über 800 europäischen Städten. Die Plattform ist eine gemeinsame Initiative der Generaldirektion Gemeinsame Forschungsstelle (DG-JRC) und der Generaldirektionen Regionalpolitik (DG-REGIO). Während der Europäischen Woche der Regionen und Städte im Oktober 2016 ging sie an den Start. Als Teil des EU-Beitrags zu den Zielen der nachhaltigen Entwicklung und der globalen urbanen Agenda wurde sie auf der UN Habitat III Konferenz in Quito vorgestellt.

Was ist die Plattform für städtische Daten?

Die „Urban Data Platform“ ist ein Onlineportal und gibt Nutzern die Möglichkeit, Daten einzusehen, zu visualisieren, zu vergleichen und herunterzuladen. Als Schnittstelle zielt die Plattform darauf ab, ein vollständiges und einheitliches Bild des Status Quo und der Trends europäischer Städte abzubilden, wobei auch Werte aus der Vergangenheit eingesehen werden können. Zur Darstellung und Analyse der der Daten bedient sie sich interaktiver visueller Werkzeuge. Die Plattform erfasst offen zugängliche Daten aus unterschiedlichen Quellen. Darunter befinden sich unter anderem die DG-JRC, die DG-REGIO und EUROSTAT.

Viele Indikatoren für das Onlineportal wurden auf Grundlage von Daten aus der LUISA Territorial Modelling Plattform erstellt. Letztere stellt die gegenwärtige Lage urbaner Räume dar und erlaubt die Darstellung von Prognosen bis 2050. Die verfügbaren Daten (60 Indikatoren, von denen mehrere die Trends zwischen den Jahren 2010 und 2050 zeigen) decken folgende Themen ab:

  • Demographie, einschließlich Bevölkerungswachstum, Bevölkerungsdichte, Altersstruktur und Migration;
  • Stadtentwicklung, einschließlich Landverbrauch, Verstädterungsgrad und städtische Ausdehnung;
  • Wirtschaftsentwicklung,  einschließlich Entwicklung des Bruttoinlandprodukts, Beschäftigungsquote, Bildungsgrad und Patentanmeldungen;
  • Verkehr und Anbindung, einschließlich durchschnittliche Fahrtstrecken, Barrierefreiheit, Straßenlänge pro Einwohner, Verkehrstote;
  • Umwelt und Klima, einschließlich unterschiedlicher Indikatoren für Luftqualität, inklusive NO2- und PM10-Konzentrationen, bzw. Emissionen, Hochwassergefahr und Lärmbelastung;
  • Ressourceneffizienz, einschließlich Zugang zu städtischen Grünflächen, grüner Infrastruktur in der Stadt und Anteil an Neu- und Altbauten;
  • Soziale Fragen, einschließlich vieler Indikatoren, die von der Composite Indicator Research Group (COIN) an der JRC zur Verfügung gestellt wurden, u. a. zu Bildung, Armutsrisiko, Sicherheit und Kriminalität, Arbeitsbelastung und zum Risiko des sozialen Abstiegs.

Die Visualisierung der Daten wird nach der Definition der EU-OECD (Organisation for Economic Co-operation and Development) in Stadt, funktionales urbanes Gebiet und Metropolregionen vorgenommen. Darunter fallen:

  • 807 Städte
  • 672 funktionale urbane Gebiete, bestehend aus Stadt und dem Einzugsgebiet des Pendlerverkehrs
  • 271 Metropolregionen

Wie funktioniert die Onlineplattform?

Die verfügbaren Daten können visualisiert werden, indem man den gewünschten Indikator und den Bereich aus dem Drop-down Menü im Themenbereich auswählt. Der Indikator wird dann auf einer interaktiven Karte mit Vergrößerungsfunktion dargestellt. Darüber hinaus werden Diagramme automatisch generiert. Auf der Ebene der Städte können die Daten ebenfalls verglichen und in Listen klassifiziert werden. Neue Städte können in die Liste eingefügt und wieder entfernt werden. Man kann auch nur Hauptstädte vergleichen bzw. diese beim Vergleich nicht berücksichtigen. Sowohl die Diagramme, als auch die Karten können heruntergeladen und weitergegeben werden. Zusätzlich können über einen Reiter weitere Informationen über die einzelnen Indikatoren abgerufen werden.

Karten

Karten von jeden Indikator können als PNG oder PDF heruntergeladen werden. Die zugehörigen Legenden werden automatisch generiert; dabei gibt die Farbskala den Wertebereich des Indikators an und die Symbolgröße steigt mit der Zunahme der Bevölkerung im Stadtgebiet. Die folgende Karte zeigt beispielhaft das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf für Metropolregionen im Jahr 2010.

Diagramme

Es können drei Arten von Diagrammen dargestellt werden: die Darstellung der Trends im Laufe der Zeit, die Darstellung eines Indikators nach der Metropolregion und die Darstellung der Daten nach dem Verstädterungsgrad:

  • Trend: Dieses Diagramm zeigt die Veränderung eines Indikators in einem Zeitraum für eine bestimmte Stadt oder Region. Ebenso vergleicht es diesen Trend mit dem nationalen und europäischen Durchschnitt und zeigt die Städte und Regionen mit den höchsten, bzw. den niedrigsten Werten des jeweiligen Indikators über einen bestimmten Zeitraum. Wenn beispielsweise die NO2-Konzentration in Städten untersucht wird, zeigt sich, dass die Werte für Mailand bereits 2010 im hohen Bereich lagen und es ist absehbar, dass diese Werte bis 2050 weiter steigen werden. Im Vergleich dazu kann davon ausgegangen werden, dass die italienischen und europäischen Durchschnittswerte mittelfristig stabil und auf einem relativ niedrigen Niveau bleiben. Das Diagramm verdeutlicht nochmals die Notwendigkeit, die lokalen Maßnahmen zur Verringerung der Luftverschmutzung weiter zu verbessern.

  • Metropolregionen
    Dieses Diagramm gibt Indikatoren-Werte für alle Arten von Metropolregionen an (es wird unterschieden zwischen Hauptstadtregionen und anderen Metropolregionen), ebenso wie Durchschnittswerte für Regionen, die keine Metropolregionen sind, sowie den nationalen und europäischen Durchschnittswert. Die unterschiedlichen Kategorien können aktiviert und deaktiviert werden. Die Skala kann manuell angepasst werden. Das unterstehende Beispiel gibt uns ein Bild der Flächenversiegelung pro Einwohner (Quadratmeter pro Person) für das Bezugsjahr 2010. Die dargestellten Länder zeigen eine Bandbreite an unterschiedlichen Werten. Aber auch innerhalb einzelner Länder können die Werte enorm schwanken. Der Trend geht dahin, dass in größeren Städten und in Hauptstädten der Anteil an Flächenversiegelung pro Einwohner geringer ist als außerhalb von Metropolregionen. Dort sind die Werte am höchsten und deuten auf eine in die Breite gehende Urbanisierung hin.


     
  • Verstädterungsgrad und Anteil Mieter - Wohneigentümer
    Hier ist der Indikator graphisch dargestellt, nach dem Urbanisierungsgrad. Verglichen werden die Daten von dicht bevölkerten Gebieten, von Städten und Vorstädten und ländlichen Gebieten. Das unterstehende Beispiel zeigt den Anteil der Bevölkerung, die 2014 zur Miete gewohnt haben. Dieser Faktor kann auf unterschiedliche Tendenzen z. B. im Bereich Kultur oder dem Wohnungsmarkt, hinweisen. Generell gibt es in dicht besiedelten Gebieten den höchsten Anteil an Mietern, während in ländlichen Gebieten der Trend eher zum Eigenheim geht. Der Anteil an Mietern an Gesamtbevölkerung variiert aber auch stark zwischen den verschiedenen Ländern. So leben in Vilnius beispielsweise nur sieben Prozent der Menschen zur Miete, während es in Wien 71 Prozent sind.

Wie kann die Urban Data Platform URBACT unterstützen?

Das UDF-Team möchte, dass so viele Städte wie möglich die Plattform nutzen, um die integrierte Stadtentwicklung voranzutreiben. Die URBACT-Städte können die Plattform zu unterschiedlichen Zwecken nutzen. Die zur Verfügung stehenden Daten sind zum Beispiel bei der Erstellung von integrierten Stadtentwicklungskonzepten und Aktionsplänen hilfreich und erleichtern es, künftige Trends zu prognostizieren.

Innerhalb eines URBACT-Netzwerks kann das Instrument dazu verwendet werden, Partnerstädte miteinander zu vergleichen und neue Maßstäbe zu setzten. Dies gilt sowohl für die Grundlagenstudien („Baseline Studies“) als auch bei der Vorbereitung gegenseitiger Besuche und Partnermeetings. Die Grafiken und Diagramme können sehr einfach heruntergeladen und in Präsentationen verwendet werden. Damit können mit einfachen Mitteln aktuelle Fragestellungen der Stadtentwicklung dargestellt werden. Das UDP-Team leistet dabei gerne Unterstützung. Das Team freut sich über eine Rückmeldung der URBACT-Städte, in welcher Weise und zu welchen Zwecken die Plattform genutzt wird. Auch Rückmeldungen über Verbesserungsvorschläge sind willkommen.

Zukünftige Entwicklungen und Ihr Feedback

Die Plattform wird ständig aktualisiert und erweitert: Die Daten werden regelmäßig auf den neuesten Stand gebracht, Daten aus neuen Quelle werden bewertet und aufgenommen. Auch die Anzahl an Auswertungsmöglichkeiten wird weiter ausgebaut. Der Anspruch besteht, auch historische Daten und Trends in die Analyse aufnehmen zu können. Es gibt außerdem Bestrebungen, die Vergleichbarkeit zwischen Städten der 28 EU-Mitgliedstaaten und Städten außerhalb der EU zu verbessern.  

Den englischen Originalartikel von Claudia Baranzelli finden Sie hier.