You are here

„Wir sind große URBACT-Fans!“: Interview mit der Stadt Düsseldorf über das URBACT-Netzwerk sub>urban

Edited on

31 July 2017
Read time: 2 minutes

Städtische Randgebiete bieten oftmals viel Potenzial, um eine positive nachhaltige Entwicklung in der Gesamtstadt voranzutreiben. Das URBACT-Netzwerk „sub>urban. Reinventing the fringe“  widmet sich der Frage, wie man suburbane Gebiete wieder aktivieren und zu attraktiven, qualitativ hochwertigen Lebensräumen umgestalten kann. Auch die Stadt Düsseldorf ist Partner in dem von Antwerpen koordinierten Netzwerk.  Barbara Wolf und Elisabeth Bach vom Stadtplanungsamt Düsseldorf berichten im Interview, welche Herausforderungen ihre Stadt mit sub>urban angehen möchte und wie der internationale Erfahrungsaustausch ihre Arbeit bereichern konnte.

Was sind die lokalen Herausforderungen in Düsseldorf, die mit dem Projekt angegangen werden sollen?

Wolf: Die Düsseldorfer Quartiere sind sehr unterschiedlich. Auch suburbane Gebiete am Stadtrand („fringe“) haben ihre Eigenarten und individuellen Herausforderungen. Mit dem Projekt der Integrierten Quartiersentwicklung erarbeiten wir einen Lokalen Aktionsplan („Local Action Plan“), der diese Vielfalt aufgreift und sie stärkt. Um Handlungsbedarfe zu identifizieren, erstellen wir im Moment einen Quartiersatlas. Auf dieser Grundlage sollen quartiersspezifische Handlungsempfehlungen entwickelt werden; ebenso Sofortmaßnahmen dort umgesetzt werden, wo es notwendig ist. Das ist nicht allein die Aufgabe der Stadtverwaltung. Integriertes Handeln bedeutet auch, dass viele mitwirken und sich einbringen. Das möchten wir mit dem Lokalen Aktionsplan stärken. Letztendlich soll URBACT auch ganz konkrete Herausforderungen aufgreifen. Mit dem Stadterneuerungsprozess im Stadtteil Garath, einer Großraumsiedlung aus den 1960er und 70er Jahren am südlichen Stadtrand von Düsseldorf, läuft ein Testlabor für den Lokalen Aktionsplan von URBACT. In Garath entwickeln wir exemplarisch das Quartier: integriert, ressortübergreifend und mit einer breit angelegten Partizipation. Wir konnten dort bereits Problembereiche und auch konkrete Maßnahmen identifizieren. Von uns geplant sind beispielsweise der Bau einer Gesamtschule, neue Sporthallen und die Qualifizierung von Grün- und Freiräumen. Wir möchten den Stadtteil wieder zu einem attraktiven Wohnort für junge Menschen machen. Dazu gehört auch der Neubau von Wohnungen. Diese Erfahrungen sollen auch anderen Düsseldorfer Stadtteile zugutekommen, wobei sub>urban insbesondere an den Stadtrandgebieten ansetzt.

Wie verläuft die Arbeit in der lokalen URBACT Gruppe?

Wolf: Die „URBACT Local Group“ ist in unsere Steuerungsgruppe „Integrierte Quartiersentwicklung“ eingebunden. Besonders positiv hervorzuheben ist dabei, dass wir die Politik von Anfang an gewinnen konnten. Zu der Auftaktveranstaltung im März 2017 kamen über 130 Akteure und Stakeholder zusammen. Man kann also sagen, dass URBACT tatsächlich in der Stadtgesellschaft angekommen ist. Bei der Veranstaltung wurden Kenntnisse und Meinungen abgefragt und in einem moderierten Verfahren zusammengeführt.

Wie konnte Düsseldorf vom internationalen Austausch mit den Netzwerkpartnern bisher profitieren?

Bach: Die Stadt konnte vom Austausch enorm profitieren. Erst einmal finden wir den Fachaustausch über unterschiedliche Themen durch die internationalen Kontakte sehr bereichernd, insbesondere während der Exkursionen in den verschiedenen Partnerstädten. Bei unserem italienischen Partner Casoria waren wir besonders beeindruckt von den städtischen Kommunikationsstrategien. Die Stadt ist in sämtlichen sozialen Netzwerken vertreten und darüber in der Lage viele Bürger zu erreichen und ihre Ideen zu kommunizieren. Von Antwerpen konnten wir viel über Media Design und die Aufbereitung von komplexen Sachverhalten in einfache Grafiken lernen. Zudem hat es uns beeindruckt, wie gut die Stadt das URBACT-Netzwerk als Lead Partner koordiniert. Wir hoffen, dass die Kontakte auch über das Programmende hinaus fortgeführt werden um den Austausch aufrecht zu erhalten, denn der persönliche Kontakt zu den Kollegen ist viel wert. Zugegeben war die Arbeitssprache Englisch zunächst eine Herausforderung für uns, aber mittlerweile ist die Sprache keine Hürde mehr, weil wir die Möglichkeit haben, regelmäßig Englisch zu sprechen.

Durch URBACT haben wir auch gemerkt, dass die anderen Städte oftmals vor genau denselben Fragestellungen stehen wie wir. Das hat uns zunächst überrascht, weil die Städte zum Teil sehr unterschiedlich sind, aber letztlich darin bestätigt, dass unsere Fragen gar nicht verkehrt sind. Darüber hinaus sind es manchmal ganz praktische, kleine Dinge, die wir über das Netzwerk mitnehmen. Zum Beispiel verwendete Sozialindikatoren zu vergleichen, oder wie man bestimmte Inhalte am besten visualisieren kann. Also: Wir sind große URBACT-Fans! Auf der anderen Seite muss man sagen, dass der Verwaltungsaufwand für URBACT schon hoch ist, da würden wir uns in Zukunft eine Vereinfachung wünschen.

Wolf: Ich möchte da ergänzen, dass ich besonders die transnationalen Workshops als sehr bereichernd empfunden habe. Sie haben uns aus dem Planungsalltag heraus genommen und neue Perspektiven eröffnet.

Was sind die bisherigen Ergebnisse ihrer Arbeit im Rahmen von URBACT?
Wolf: Das bereits erwähnte integrierte Handlungsprogramm für den Stadtteil Garath ist sicherlich das wichtigste Ergebnis, das wir bislang im Rahmen des Projekts erreichen konnten. Damit haben wir uns erfolgreich um eine Förderung durch das Programm „Starke Quartiere, starke Menschen“ und das Städtebauförderprogramm Soziale Stadt beworben. Für die integrierte Quartiersentwicklung konnten wir innerhalb der „Local Action Group“ eine gute Basis erarbeiten und zudem die Politik gewinnen und nachhaltig miteinbeziehen.

sub>urban: Reinventing the Fringe

Lead Partner: Antwerpen (Belgien)
Lead Experte: Maarten van Tuijl
Beteiligte deutsche und österreichische Partner: Düsseldorf, Wien
Weitere Netzwerkpartner: Barcelona (Spanien), Casoria (Italien), Solin (Kroatien), Baia Mare (Rumänien), Brno (Tschechische Republik), Oslo (Norwegen)
Laufzeit Umsetzung: September 2015 bis Mai 2018
Website Düsseldorf: https://www.duesseldorf.de/stadtplanungsamt/stadtentwicklung/urbact.html
Website sub>urban: http://urbact.eu/sub.urban
Twitter: https://twitter.com/DUS_suburban

Bildnachweis
Titelfoto: Auftaktforum integrierte Quartiersentwicklung im März 2017, © Stadt Düsseldorf
Foto Text: Nachbarschafts-Beteiligung in Garath, © Stadt Düsseldorf